Noch einmal: Google+ ist keine Geisterstadt

Philipp SteuerBlog, Google6 Comments

Nachdem das Wall Street Journal am 28. Februar erstmals Google+ als Geisterstadt betitelte, zogen zahlreiche andere Newsseiten nach und schossen sich auf das baldige Ende ein. Zwischenzeitlich wurde es wieder ruhiger bis man am Mittwoch in der Wirtschaftswoche lesen konnte, das Google+ auf dem Weg in die Beudeutungslosigkeit sei.

Wer Geister sehen will, sieht auch welche

Bei allem Respekt vor den Journalisten und Redakteuren der oben genannten Artikel: Wer krampfhaft Geister sehen will, sieht auch welche. Wer sich nicht näher mit Google+ beschäftigt, wird auch keine Resonance von anderen Usern bekommen. Und das ist nicht nur bei Google+ so, sondern auch bei Twitter. Zahlen hin oder her.

Da Zahlen bei den Google+ Geistersehern scheinbar eine wichtige Rolle spielen, habe ich nachfolgend ein tolles Beispiel, dass das Gegenteil beweisen und die Lebendigkeit zeigen dürfte.

Google+ ist keine Geisterstadt

Am Donnerstag habe ich auf unserer Google+ Seite das obere Bild gepostet. Auch wenn es dabei um direkte Kritik des vermeintlichen Konkurrenten Facebook geht: bis heute wurde es 1171 Mal geplusst, 490 Mal geteilt und 190 Mal kommentiert. Ganz schön viel los, für eine Geisterstadt, oder? Wenn man dabei noch bedenkt, dass es sich hierbei nur um rein deutsche User handelt (und Deutschland im Ländervergleich auf Platz 5 liegt), so wirken die Zahlen noch imposanter. Natürlich ist diese Resonance bisher einmalig – im Durchschnitt bekommen normale Beiträge 120 Mal +1 und werden etwa 30 Mal geteilt. Dennoch mehr, als es bei vielen Facebook- oder Twitter-Beiträgen der Fall ist.

Die Sache mit den Studien und den Statistiken

Google+ Kritiker nehmen immer wieder Studien als Argumentationsgrundlage, die dem Netzwerk eine extreme Interaktionsflaute bescheinigen. Das aktuellste Beispiel sind die Untersuchungen von RJMetrics, bei deren Studie 40.000 öffentlich zugänglichen Profile analysiert wurden. Das Ergebnis kurz und knapp: ein durchschnittliches Posting auf Google+ bekommt weniger als ein “+1″ und wird genau so selten geteilt. 30 Prozent der Nutzer, die öffentlich bei Google+ posten, machen scheinbar keine zweite Veröffentlichung mehr und die Nutzer die mehr als ein Mal Dinge veröffentlichen, teilen erst nach 12 Tagen einen weiteren Beitrag.

Klingt im ersten Moment nach „Oh, die Kritiker haben Recht!“. Und genau das ist nicht der Fall. RJMetrics hat nur öffentliche Profile analysiert. Wer Google+ aktiver nutzt wird aber schnell feststellen, dass ein Großteil der User die Möglichkeit nutzt, Beiträge nur mit einer eingeschränkten Personenanzahl zu teilen. So relativieren sich die oben genannten Ergebnisse auch schnell wieder. Und trotzdem nehmen zahlreiche Medien die Studie als Munition um gegen Google+ zu schießen.

Ein Appell an die Kritiker

Deshalb mein Appell an die Kritiker: Bevor ihr weiter von einer Geisterstadt redet, nehmt euch die Zeit und versucht Google+ länger als 30 Minuten im Rahmen der Artikelrecherche zu erkunden. Dann würdet ihr auch wissen, dass ihr mit reinem Link-Geposte – im Gegensatz zu anderen Netzwerken – auf Google+ nicht weit kommt. Googles soziales Netzwerk ist ein bisschen Facebook, ein bisschen Twitter und trotzdem sehr Eigen in seinem Inneren. Das was auf die bestehenden Netzwerke zutrifft, muss nicht auf Google+ zutreffen. Falls ihr Anlaufschwierigkeiten habt: die User sind sehr hilfsbereit und helfen euch bei Fragen garantiert weiter.

Über den Autor

Philipp Steuer

Hey, ich heiße Philipp und Ich helfe Menschen und Firmen wie Red Bull, Disney oder McDonald’s neue digitale Trends und Innovationen zu verstehen und sie richtig für sich einzusetzen. Beruflich segele ich unter der Flagge des Kommunikations-Startups hypr aus Berlin. Buch mich für einen Vortrag, einen Workshop oder eine Beratung. Erfahre hier mehr über mich oder besuch mich auf Twitter I Youtube oder Facebook+.

6 Comments on “Noch einmal: Google+ ist keine Geisterstadt”

  1. Was ich nicht verstehe: warum sollten die Studienergebnisse besser aussehen, wenn man noch die privat geteilten Beiträge mit einberechnet? Die gehen dann ja an noch weniger Personen und könnten die Zahlen sogar noch weiter runter drücken.

  2. Schöner Artikel, mag ja alles richtig sein aber was soll es? Für die meisten nutzer ist google plus ein Friedhof. Und das wird auch so bleiben. Eventuell kann man auf die „Nutzer“ Zahlen von Twitter 2010 kommen aber dann? Für die digitalen nerds ist google + abgestanden. Für b2b gibt es sinnvollere netzte und den üblichen FB User bekommt g+ nicht. Also, weshalb sollte man sich diesen Friedhof anschauen nur weil in der einen oder anderen Ecke eine Blume blüht?

  3. Also Ich und viele weitere nutzen Google+ mehr als Facebook und Co.
    Zum anderen kenne Ich genug Personen die Facebook verlassen haben, erstens weil dort schon zu viele Fake, Spam und Ungenutzte Accounts herum schwirren. Zum zweiten weil viele Ihre Accounts nicht mehr Nutzen und gerade Ihre Google+ Accounts mit Info’s füllen.

    Die frage zum Börsengang von Facebook die an vielen Stellen nicht genannt wurde ist die: Wie viele Reale Nutzer gibt es überhaupt? Welche Teile dieser Nutzerstatistik vor dem Börsengang waren überhaupt Intensive genutzte Profile? Und wie Hoch ist der Verweiste Anteil?

  4. @Markus:
    für Nerds abgestanden? Ich denke ganz im Gegenteil. Es ist sicherlich der beste Platz um sich auf dem laufenden zu halten ohne 5mio Sinnlos-Postings durchkramen zu müssen um etwas interessantes lesen zu können. Für schwachsinnige Unterhaltungen oder 1on1 ist FB bestimmt toll. G+ sollte nie ein FB werden, das haben die Medien nur gerne so publiziert…
    G+ vereint einfach alle Dienste perfekt miteinander. News, Kommunikation, Foto, Video, Blogging. Das Kreise-Prinzip rundet die ganze Sache dann noch ab.

    @Frank:
    Nur öffentliche Posts verfälscht in so fern bei G+ die Statistik, da gerade das eingeschränkte Posten ja die Stärke des Systems ist, und somit auch vorwiegend genutzt wird.
    Man teilt halt nur noch an die Gruppe die sich auch für das Thema interessiert. Warum sollte man auch wie bei der „Konkurenz“ (In meinen Augen bleiben es völlig andere Zielgruppen) alle anderen zu Spammen mit Inhalten die sie eh nicht interessieren.
    Und da es nicht darum geht für wie viele Leute der Artikel zugänglich ist, sondern wie intensiv G+ genutzt wird, ist dieser Wert ohne Private Posts eben nicht repräsentativ.

    Wer sich mit G+ mal über eine gewisse Zeit aktiv befasst hat wird sehen, wenn man sich beteiligt wird auch ganz schnell eine lebendige Welt daraus. Das geschieht aber halt erst, sobald man auch mit Personen in Kontakt tritt, Beiträge kommentiert und sich somit irgendwann auch bei anderen Personen in den Kreisen wieder findet. Dadurch erhält man dann auch entsprechend mehr Content (Da dann auch privat geteilte Einträge im Stream landen)

    Also… schauts euch aktiv an, oder lasst es. Steht ja jedem frei. Aber zieht nicht über Sachen her, die ihr nicht auch selber ausgiebig getestet habt.

  5. Ich finde es interessant zu sehen, dass Google weiterhin nach und nach neue Funktionen aber auch bereits altbewerte Funktionen wie die auf facebook beliebte „Veranstaltungen“-Funktion erst nun intigriert und das Ganz so darf man hoffen in einer besseren Art und Weise 🙂

  6. Pingback: Social Media Auslese Juni 2012 | Online Marketing Agentur (Projecter GmbH)

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