Warum Snapchat das neue Apple werden könnte

Philipp SteuerBlog, Snapchat1 Comment

Am Donnerstag ging Snap Inc. an die Börse und legte direkt mit 41% Gewinn einen fulminanten Start hin. Nach Ewigkeiten endlich mal wieder etwas Spannung auf dem Markt, schließlich ist der IPO von Facebook schon gute fünf Jahre her. Ich selbst habe wenig Ahnung vom Aktienmarkt, möchte dennoch nachfolgend ein paar Einschätzungen geben, wie sich Snap(chat) Inc. in der nächsten Zeit entwickeln kann. Vielleicht sogar zum nächsten Apple?

Die Vorzeichen für den Börsengang sind jetzt nicht so geil. Obwohl Snap Inc. den Umsatz versiebenfachte, stiegen die Verluste deutlich. 2016 lag das Minus bei mehr als einer halbe Milliarde Dollar. „Experten“ sehen hier eher ein neues Twitter (Absturz) als Facebook (goldene Kuh).

Snapchat wird geliebt

Man kann sich echt viele Gedanken zu Snapchat machen, oder einfach mal nach Los Angeles fahren und dort vor Ort mit ein paar größeren Produktionsstudios (Liontsgate, Weinstein, Skydance) sprechen, um ein Gefühl für den Wert von Snapchat zu bekommen. Selbiges habe ich getan und ich war überrascht – alle sind mehr als hyped, wenn es um Snap geht. Neue Nutzerbasis, innovative Adformte, alles super. Deutliche Ablehnung hingegen gegenüber Twitter, dass einfach zu speziell ist. Warum die Meinung solcher Menschen für Unternehmen wie Snap wichtig ist? Weil das die Leute mit der Kohle sind. Kohle, die sie dafür bezahlen, dass du auf deiner Platform den nächsten Power Rangers Film bewirbst.

Die Parallelen zu Apple

Halten wir fest – Unternehmen finden Snapchat sexy. Das Anzeigenmodell funktioniert. Aber: Das wäre zu eindimensional. Die Firma Snap muss mehr machen, als sich auf dem eigenem Messenger auszuruhen. Das haben sie kapiert und mit den Spectacles ein erstes Hardware-Produkt geschaffen, dass zum jetzigen Zeitpunkt mehr Spielzeug als technische Innovation ist, aber zumindest den Weg aufzeigt. Ein Weg in Richtung Apple, der sich bald bezahlt machen könnte. Wie ich darauf komme? Aufgrund mehrere Parallelen.

Namentliche Umbenennung

Apple Inc. hieß damals Apple Computer Inc., nannte sich dann aber in Apple Inc. um, weil sie mehr machen wollten, als Computer. Snapchat hieß lange Snapchat, nannte sich aber letztes Jahr in Snap Inc. um, weil – ganz genau – sie mehr vorhaben, als einen Messenger, dessen Funktionen kopiert werden können (InstaWhatsBook Stories…).

Bessere Kamera-Brillen

Snap wird doch wohl nicht ein Hardware-Produzent werden? Doch. Die Berichten, in denen es hieß, man habe wieder Spezi X,Y und Z von Microsoft, Apple etc. abgezogen, nahmen letztes Jahr deutlich zu. Snap hat mittlerweile mehrere Tausend Mitarbeiter, viele davon arbeiten im Tech-Bereich. Einige an Snapchat, einige an den Spectacles und der Rest an neuen Projekten. CEO Evan Spiegel zeigt sich genau so verschlossen wie Steve Jobs, keine Infos dürfen vorher durchsickern. Die Interviews auf dem letztjährige SXSW durften nur unter Anwesenheit von drei Anwälten geführt werden. Irgendwelche Fragen?

Nicht nur ein Unternehmen, sondern ein Lifestyle

Was Snap selbst auch so wunderschön vergleichbar mit Apple macht ist, dass sie auf gar keinen Fall ein langweiliges Tuchunternehmen a la Dell (sorry, Dell Fans) werden wollen. Sie wollen die breite Masse. Sie wollen die breite Akzeptanz und vor allem einen eigenen Lifestyle etablieren, der bei allen (und vor allem der wichtigen jüngeren Zielgruppe) super sexy ankommt. Nachfolgend ein einfaches Bildbeispiel:

Nuff said, oder? Snap wählt von Anfang an einen stylischen Weg, was durchaus auch mit dem privaten Hintergrund Spiegels zu tun haben könnte. Er ist mit niemand geringeren als Top-Model Miranda Kerr verlobt, die nicht nur mega erfolgreich, sondern auch noch sehr vernetzt in der Fashion & Lifestyle-Welt ist. Das hilft Snap ziemlich in Sachen Aussehen der Produkte sowie Inszenierung weiter.

Think different

Snap orientiert sich auch in einem weiteren Punkt an Apples Grundsatz, „anders zu denken“. Vor allem im Bereich Marketing. Die Spectacles wurden zunächst nur über einen Automaten ausgegeben, den das Unternehmen in den unterschiedlichsten Orten der USA aufstellte. Es folgte ein Pop-Up Store in New York, nicht unweit eines ziemlich großen Apple Stores. Zudem entschied man sich für eine fragwürdige Werbeform – für Einleger in diesen Boxen, in denen du deine Klamotten beim Security Check am Flughafen verstaust. Manche kratzen sich am Kopf. Ich denke, es ist super schlau. Auf dem Weg erreichst du die Leute, die viel Reisen und einen anderen Lifestyle haben. Manager, Blogger, Models. Ist schon eine andere Inszenierung als einfach einen Pappaussteller im Mediamarkt um die Ecke hinzustellen, oder?

Startup-Käufe und Bluetooth

Falls dir die oben genannten Gründe zu schwammig sind – nachfolgend noch ein paar, die für die Hardware-Ausrichtung von Snap Inc. sprechen: In letzter Zeit kaufte man erfolgreich einige Startups aus dem AR Bereich, u.a. Cimagine aus Israel für eine Summe zwischen 30 und 40 Millionen US-Dollar. Cimagine hatte sich auf den Einsatz von Augmented Reality im Verkaufssegment spezialisiert. Zudem war man bereits im September 2016 der der Bluetooth Special Interest Group (SIG) beigetreten, die wiederum „Bluetooth-Kennungen“ vergibt, mit denen man dann ganz offiziell Geräte bauen kann, die über Bluetooth kommunizieren dürfen. Zudem wurden im letzten Jahr zahlreiche Wearable Experten und Industrie-Designer eingestellt, die u.a. an Nokia Smartphones und auch an Logitech’s UE Boom Bluetooth Lautsprecher mit gewerkelt hatten. Klingt alles nach einem großen Plan, oder?

Fazit: Genug Asse im Ärmel

Genug der Mutmaßungen. Ich schaue gespannt auf den Börsengang heute. Gefühlt wird es erstmal nicht so gut laufen, aber ich bin sicher, dass Snap definitiv noch mehre Asse im Ärmel hat. Neues Geld wird zum Ausspielen benötigt, das wird definitiv – egal wie es ausgeht – in den kommenden Tagen eingespielt werden. Und man stelle sich vor Snap haut irgendwann eine massentaugliche Augmented Reality Brille auf den Markt, deren Kommunikationsbasis der hauseigene Messenger Snapchat ist. In der Wichtigkeit vergleichbar mit iTunes damals für den iPod und alle anderen Apple Geräte.

Das wäre doch was, oder? Teilst du meine Meinung?

P.S. Ausführlicher hab ich mich dazu mit Luca Caracciolo von t3n im Filterblase-Podcast unterhalten.


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Über den Autor

Philipp Steuer

Hey, ich heiße Philipp und Ich helfe Menschen und Firmen wie Red Bull, Disney oder McDonald’s neue digitale Trends und Innovationen zu verstehen und sie richtig für sich einzusetzen. Beruflich segele ich unter der Flagge des Kommunikations-Startups hypr aus Berlin. Buch mich für einen Vortrag, einen Workshop oder eine Beratung. Erfahre hier mehr über mich oder besuch mich auf Twitter I Youtube oder Facebook+.

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