Hangout on Air – ein Erfahrungsbericht

Philipp SteuerBlog, Google4 Comments

Was war das gestern für ein Abend! Um 20 Uhr hatte ich euch alle eingeladen, mir bei einem Vortrag zum Thema „Warum in Zukunft kein Weg an Google+ vorbeiführt“ zuzusehen. Als kurze Info vorweg: Ich hatte selbst vorher noch einen Hangout on Air außerhalb meines Wohnzimmers gestartet. Dennoch habe ich direkt ja gesagt, als einige von euch fragten, ob der Live-Stream möglich sei.

Meine Vorstellung war, dass ich mit meinem Laptop um 19 Uhr im Veranstaltungsort aufschlage, alles anstöpsel und pünktlich um 20 Uhr beginne. Soweit der Wunsch. Am Wochenende bekam ich Bedenken, was die Qualität des Hangouts angeht, denn ich möchte euch immer das bestmögliche Ergebnis präsentieren. Zum Glück schaltete sich Frank Schulz ein, der sich hier in Köln ein ganzes Hangout-Studio ins Wohnzimmer gebaut hat und damit genau der richtige Ansprechpartner war.

Die Sache mit der Sendelizenz

So kam die Frage, ob ich eine Genehmigung der LMA Düsseldorf für das HoA hätte. Klingt jetzt blöd, ist in Deutschland dank mittelalterlicher Gesetzeslage so. Das Ganze wird genauer im Rundfunkrecht geregelt. Demnach fallen Angebote, die “linear und für einen zeitgleichen Empfang bestimmt sind” (Livestreaming), unter die Zulassungspflicht, wenn die Zuschauerzahl über 500 beträgt. Die Zulassung wird von den deutschen Medienanstalten kontrolliert und umfasst dabei Angebote, die über Antenne, Kabel, Satellit oder Internet verbreitet werden. Verstößt man dagegen, kann es mit einem saftigen Bußgeld geahndet werden. Dabei ist es egal, ob es nur 2 oder 501 Zuschauer sind, entscheidend ist dabei die Möglichkeit, über 500 Menschen erreichen zu können, sei es auch nur theoretisch.

Tja, doof gelaufen. Ich wollte zunächst samuraimäßig auf eine Anfrage verzichten und nach dem „Wirdschon schief gehen“-Prinzip verfahren, um ehrlich zu sein. Aber irgendwo wollte ich auch rausfinden, in wie weit die deutschen Medienanstalten fit sind in Sachen Hangout on Air. Also rief ich am Montag bei der LMA Düsseldorf an (zuständig für NRW, d.h. auch Köln) und landete bei einer super freundlichen Dame, die sich bestens mit der Rechtslage auskannte und mir für mein Hangout on Air die Erlaubnis erteilte. Wer hätte das gedacht!

Die richtige Kamera

Problem 2 war die Kamera. Ich bin an sich mit der integrierten Webcam in meinem MacBook Pro zufrieden. Aber damit einen ganzen Raum abfilmen? Eher weniger geeignet. Frank gab mir den Tipp, dass die Logitech C920 Webcam dafür super ausreichen dürfte. Mit knapp 90 Euro ein akzeptabler Preis, den ich Montagabend auch gerne im Saturn löhnte. Am selben Abend folgten noch kleinere Testhangouts und ich schien vorbereitet zu sein für den Vortrag und das Hangout on Air.

Irgendwie läuft hier gar nichts!

Pünktlich um 19 Uhr war ich vor Ort und die erste Ernüchterung folgte: Mein MacBook kam mit dem Wlan des Hotels nicht zurecht. Wie man es auch drehte, es reichte nicht für ein Hangout. Ebenso funktionierte es nicht mit einem Sony VAIO Laptop, ein Lan-Kabel war auch nicht in Reichweite. Als ich gedanklich schon mit dem HoA abgeschlossen hatte, realisierte Frank eine Verbindung via UMTS. Mobiles Internet für ein Hangout on Air mit 5 Personen? Klang unmöglich. Funktionierte aber viel besser als alle bis dahin versuchten Wlan-Netze und Hotspots. Mittlerweile war es aber auch 20 Uhr und ich wollte euch nicht länger warten lassen.

Der Hangout on Air ging live, die Verbindung hielt. Eigentlich konnte jetzt ja nur alles gut gehen. Eigentlich. Die Beleuchtung war für das Streaming auch wenig optimal. Licht kam vom Kronleuchter über mir sowie von der Leinwand hinter mir, auf der die Slides präsentiert wurden. Da sich die Kamera immer an einer Lichtquelle orientieren muss, stand ich also die meiste Zeit im Dunkeln, außer es kam eine dunklere Folie. Das Navigieren zwischen den Folien war auch denkbar ungünstig, denn eine Fernbedienung hatte ich aufgrund des fremden Rechners nicht. Also hieß es immer Zeichen geben, wenn die Folie gewechselt werden sollte. Wer schon mal einen Vortrag gehalten hat weiß, dass man damit einen großen Teil der Kontrolle verliert.

Strom! Wir brauchen Strom!

Dennoch lief alles, man konnte mich verstehen und den Vortrag mitverfolgen. Soweit super! Leider fehlte beim Ausweichrechner das Stromkabel und die dauerhafte Verbindung zum Mobilnetz über die eingebaute UMTS-Karte des Rechners sorgte dafür, dass der Akku nach 1 Stunde Live-Streaming den Geist aufgab. Deshalb sorry, für die relativ abrupte Beendigung des Hangouts, aber es ging in dem Moment nicht anders.

Tipps für alle, die ein Hangout on Air veranstalten wollten

So chaotisch es für den ein oder anderen gewirkt haben mag: Mir hat der Abend wertvolle Erkenntnisse gebracht, die ich gerne mit euch teilen möchte.

Ohne Vorbereitung kein Hangout on Air!
Vorbereitung ist das A und O. Ich bin eher der Typ, der alles gerne auf den letzten Drücker macht, das gebe ich offen zu. Bei einem Hangout on Air kann das tödlich sein, vor allem wenn es nicht zu Hause und an einem Ort stattfindet, wo man vorher noch nie war. Deshalb am besten einen Tag vorher zur Location fahren und alles Mal durchprobieren. Sollte irgendwo ein Adapter fehlen, kann man ihn noch rechtzeitig besorgen.

Sendeplan
Am besten macht ihr euch auch einen Plan, der die Fragen klärt: Was möchte ich zeigen? Habe ich dazu die richtige Kamera, das richtige Licht und den richtigen Ton? Wo könnte es Probleme geben? Das mag jetzt kleinlich klingen, aber nach gestern kann ich euch das nur ans Herz legen. Denn wenn ihr selbst vor der Kamera steht, habt ihr keine Möglichkeit mehr, irgendetwas am Setup, dem Licht oder der Kamera selbst zu ändern.

Zweiter Mann
Ein zweiter Mann ist Gold wert! Bei einem Hangout on Air empfiehlt es sich, wenn ihr jemanden dabei habt, der sich mit der Technik auskennt und im Hintergrund Probleme lösen kann. Außerdem kann er mit einem zweiten Laptop selbst auf Google+ sein und die Fragen der Community an den Moderator des Hangouts weiterleiten. In meinem Fall war es Frank, der da die Strippen so gut es ging gezogen hat.

Was nehme ich sonst noch mit? Der interaktive Part mit den Jungs, die im Hangout dabei waren, hat mir viel Spaß gemacht und das Sender-Empfänger-Prinzip aufgebrochen, so dass man auch mal die Meinung anderer Google+-User hören konnte. Soweit ich das in den Kommentaren lesen konnte, habe das die Zuschauer genau so gesehen.

Mein Fazit

Ich bin trotz der chaotischen Umstände stolz auf das Ergebnis. Das war ein Hangout on Air mit den einfachsten Mitteln, 1 Stunde über mobiles Datennetz. Sicher ist da noch genug Luft nach Oben. Ich hoffe, dass ihr auch durch mein Beispiel einiges lernen konntet. Demnächst wird es noch ein weiteres Hangout on Air geben, dieses Mal aber (wenn alles klappt) direkt aus dem Studio von Frank. Zum Schluss möchte ich mich noch bei allen bedanken, die zugesehen haben. Vielleicht sehen wir uns beim nächsten Mal wieder :)!

Hier könnt ihr nochmal die Slides von gestern durchklicken:

Weitere Infos findet ihr auch auf der Seite streaming-revolution.de, die alles Wissenswerte zum Thema Hangout on Air & Streaming aufbereitet hat.

Über den Autor

Philipp Steuer

Hey, ich heiße Philipp und Ich helfe Menschen und Firmen wie Red Bull, Disney oder McDonald’s neue digitale Trends und Innovationen zu verstehen und sie richtig für sich einzusetzen. Beruflich segele ich unter der Flagge des Kommunikations-Startups hypr aus Berlin. Buch mich für einen Vortrag, einen Workshop oder eine Beratung. Erfahre hier mehr über mich oder besuch mich auf Twitter I Youtube oder Facebook+.

4 Comments on “Hangout on Air – ein Erfahrungsbericht”

  1. Pünktlich um 20 Uhr saß ich am PC und schaltete den Hangout on Air an. Ich fand Deinen Vortrag, wenn auch mit kleinen Störungen (kein Bild, kein Ton … wir kommen schon ;), sehr gelungen. Sehr verständlich alle Themenbereiche erklärt, so das ich es sogar verstand 😉 Du kannst zu Recht stolz auf Dich sein. Lieben Gruß und weiter so, Vita

  2. Hallo Philipp,
    ein sehr interessanter und aufschlussreicher, tieferer Ein- und Rückblick in das kleine Live-Ereignis, und wie immer sehr angenehm zu lesen. Du machst das echt gut, man kann viel von Dir lernen!
    Viele Grüße,
    Havva
    P.S. Ich war übrigens auch live dabei:-)

  3. Pingback: Wochenrückblick 09/2013 | Kristine Honig

  4. Für die Häufung von Pannen im Vorfeld war der Hangout on Air super. Ich sage erst Mal nach machen. Jeder der selbst schon Veranstaltungen übertragen hat, weiß wie viele Stolperfallen es geben kann. Wer aber nichts ausprobiert, macht keine Fehler, lernt aber auch nichts dazu!

    Klasse gemacht Philipp und Frank! Das muss man erst Mal so hin bekommen.

    Gruß von Hannes aka 7xy mit der Lizenz zu senden! 😉

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