Ich liebe WhatsApp. Die App hat für mich so vieles leichter gemacht und ist aus meiner täglichen Kommunikation nicht mehr wegzudenken. Seit gut einem Monat hat meine 54-jährige Mutter auch diese Welt für sich entdeckt und seitdem tauscht sich meine komplette Familie in der eigenen Gruppe aus.
Wir sind dabei sicher kein Einzelfall, schließlich verzeichnet WhatsApp bereits im April 2015 mehr als 800 Millionen Nutzer, die wiederum über 30 Milliarden Nachrichten täglich verschicken. Unglaubliche Zahlen, die WhatsApp für Unternehmen als neue Werbeplattform interessant machen.
Handy zerstört dank WhatsApp
Ich selbst habe damit schon Mitte letzten Jahres rumexperimentiert und wollte meinen über 100.000 YouTube Abonnenten einen besonderen Zusatzcontent per WhatsApp-Nachricht anbieten. Ich kaufte mir eine zweite Sim-Karte und ein Billig-Smartphone, installierte die App und veröffentlichte die Nummer in einem Video. Kurze Zeit später brach das Handy unter den Tausenden von Nachrichten jedoch zusammen. Sicherlich auch, weil der ein oder andere Zuschauer es mit dem Spam zu gut meinte.
Allgemein war das Handling damals recht kompliziert. Ich musste jeden Kontakt einzeln abspeichern, dann manuell in eine Broadcast-Liste von WhatsApp packen und nur, wenn der Sender meine Nummer ebenfalls in seinem Smartphone abgespeichert hatte, würden ihn meine Nachrichten erreichen.
Das Experiment war deshalb schneller vorbei, als gedacht. Doch ich wusste, was für ein Potential dahinter steckte und so verwunderte es mich nicht, dass plötzlich Whatsapp-Newsletter-Dienste wie Pilze aus dem Boden schossen. Hierbei übernimmt der Anbieter gegen eine monatliche Gebühr sämtliche nervige Arbeit und ermöglicht dir so, beliebigen Kontaktgruppen Massennachrichten zu senden. Je größer die Anzahl der Empfänger, desto teurer der Service, was sich in meinen Augen aktuell nur für große Medienunternehmen lohnt, alle anderen sollten es zunächst „händisch“ ausprobieren.
Schon die Anmeldung ist nervig
Ich wollte selbst sehen, was dieser Service kann und ob mich der mögliche Spam nerven würde. Also abonnierte ich den WhatsApp-Newsletter vom Express und RP Online. Beide nutzen denselben Anbieter und dementsprechend war die Anmeldung für die Newsletter extrem nervig.
Wie ihr seht, muss man erst die eigene Nummer eintragen, dann die Nummer des Anbieters manuell in den Kontakten abspeichern und dann noch eine Nachricht a la „Start“ an die Herrschaften schicken. Klar, der Express und RP Online können für den technischen Prozess nichts. Aber das Ganze besteht aus drei nervigen Schritten, wovon zwei einfach zu viel sind.
RP Online gut, Express unbefriedigend
Nachdem ich beiden „START“ geschickt hatte, wartete ich. Am Abend erhielt ich dann von RP Online die erste Nachricht mit netter Anrede und sieben verschiedenen Nachrichten inklusive Link. Auch wenn dort für mich nichts dabei war: Die Aufbereitung und die Auswahl gefällt!
Vom Express erhielt ich erst am nächsten Tag eine Meldung mit Einzelnews. Statt Anrede oder Versuch der persönlichen Kommunikation wurde mir in Twitter-Manier direkt die Information inklusive Link um die Ohren gehauen. Der Express lag mit der Nachricht über das Ende der Bundesliga-Transfer-Periode bei mir als Fußballfan richtig. Es folgte die Nachricht von der Verurteilung eines Koma-Schlägers und am späteren Nachmittag die Frage, ob die Kölner Bürgermeisterwahl wegen fehlerhaften Wahlzetteln in Gefahr sei. Tagesfazit: 2/3 Nachrichten interessierten mich persönlich eher weniger.
Mein Testfazit: RP Online gewinnt aufgrund der Themenbreite und der persönlichen Anrede klar gegen den Express.
Update (03.09.2015) Die Redaktion vom Express hat sich meine Worte zu Herzen genommen und direkt alle Verbesserungsvorschläge umgesetzt. Der heutige Newsletter hatte eine nette Anrede inklusive Kaffee-Emoji, drei Nachrichten statt einer und am Ende sogar eine „komm gut in den Tag“-Verabschiedung. Freut mich sehr, dass ich den Kollegen weiterhelfen konnte und Ganze so schnell optimiert wurde.
Tipps für den Einsatz
Im Falle der beiden oben genannten Kontrahenten macht es RP Online schlau, indem sie mir einen Themenmix inklusive netter, menschlicher Ansprache schicken. Bei bis zu acht Themen wird schon etwas Interessantes für den Leser dabei sein. Express hingegen bietet mit einer Nachricht zu wenig Auswahl und kann einem – wenn man die Interessen des Empfängers verfehlt – schnell auf den Sack gehen. Hierbei wären für eine bessere Nutzererfahrung bei der Anmeldung definitiv Themenfelder wichtig, wodurch ich als Leser angeben kann, ob ich mehr Sport oder vielleicht doch eher Klatsch und Tratsch haben möchte. Ebenso macht es Sinn, die Newsletterfrequenz auswählen zu können. Eine WhatsApp Nachricht am Abend / Morgen ist für mich z.B. weniger nervig, als drei verteilt über den Tag.
Das große Potential
Allgemein denke ich, dass die WhatsApp Newsletter einen extrem hohen Mehrwert bieten können, WENN sie entsprechend gut und authentisch eingesetzt werden. Egal ob Medienunternehmen oder Blumenhändler: Die Ansprache und Kommunikation ist für den Erfolg eines solchen Service extrem wichtig, denn WhatsApp ist ein sehr privates Medium, auf dem ich als Mensch nur ungern von Außenstehenden gestört werden möchte. Und wenn ich jemanden in meinen privaten Kommunikationskreis lasse, muss der Inhalt einfach glänzen.
Außerhalb von Redaktionen ist WhatsApp so bereits auch bei einer Fleischerei, einem Friseur und einer Reiseberatung im Einsatz.
Gut oder schlecht? Nun, je mehr Unternehmen auf den Zug aufspringen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die User entweder sämtliche Newsletter abbestellen oder aber auf Durchzug schalten, die Nachrichten weniger aufmerksam lesen und das ganze Unterfangen somit für die Tonne ist.
Deshalb mein Appell: Wenn ihr WhatsApp als Newsletter einsetzen wollt, dann macht es behutsam. Und was noch viel viel wichtiger ist: NERVT DIE LEUTE NICHT MIT NERVIGER WERBUNG! Danke.
2 Comments on “WhatsApp Newsletter – Nervige Spamschleuder oder sinnvoller Infokanal?”
Ich bin seit ein paar Wochen Abonnent des WhatsApp-Newsletters von Apfeltalk, und muss sagen: die machen alles richtig. Zwar sehe ich viele der Meldungen durch meine Aktivität im Forum bzw. auf Facebook, doch finde ich es schön, nochmals eine kompakte Übersicht der Meldungen à la RP zu erhalten. Manchmal rutscht halt doch was durch, und bei manchen Meldungen gibts auch außerhalb des morgens/abends Rhythmus eine Eilmeldung.
Dass ich der Plattform auf mehreren Kanälen folge ist vielleicht suboptimal, doch wie Spam fühlt es sich nicht an.
Diese Anmeldeprozedur hat rechtliche Hintergründe. Man benötigt auch bei WhatsApp ein Double-Opt-In, ähnlich wie beim Newsletter per E-Mail. Nervt, lässt sich aber nicht vermeiden.