Es ist wie in anderen Bereichen des Lebens auch: Menschen versuchen sich gegenseitig zu übertrumpfen, egal ob bewusst oder unterbewusst. So ist es nicht verwunderlich, dass viele Nutzer auch auf Google+ versuchen, möglichst viele Follower zu generieren. Das ist kompletter Blödsinn, denn: Nicht die Quantität, sondern die Qualität zählt!
Viele Follower ≠ Viele Interaktionen
Das beste Beispiel ist Lady Gaga. Die Dame hat über 5 Millionen (5.000.000) Follower auf Google+. Das ist zunächst ein ganz schönes Pfund, was wohl niemand von uns Normalsterblichen so schnell erreichen wird (außer man würde diese Anzahl einfach in Vietnam kaufen, aber darauf komme ich gleich noch zu sprechen). Was hat Lady Gaga nun von den 5 Millionen Followern? Wenn man sich die Interaktionen ansieht, nicht viel: Ihre letzten 10 Beiträge haben zusammen 10.131 +1 bekommen. Das sind im Schnitt 1013 +1 pro Beitrag, was einer +1 Aktivitätsrate von 0.0002 Prozent entspricht, wenn man es mit der Anzahl der Follower gegenrechnet.
Was ich damit sagen möchte, ist: Wenn du 500 Follower hast und pro Beitrag nur 5 +1 bekommst, erhältst du ein Vielfaches mehr an Interaktionen als Lady Gaga! Und dafür musst du nicht in verrückte Kostüme schlüpfen.
Der Kontext ist wichtig
Du wirst dich vielleicht fragen, wieso das so ist. Die Antwort ist denkbar einfach: Ich nenne es das Lady Gaga Dilemma. Nicht, weil ich Lady Gaga nicht mag, im Gegenteil. Aber sie war der erste Promi, der mir bei meiner Suche einfiel (bei Britney Spears kann man das Phänomen auch beobachten).
Die Ursache: Followerzahl und Interaktionsrate wachsen oft ungleichmäßig. Das ist besonders bei berühmten Menschen zu sehen. Deshalb ist es auch Schwachsinn, wie manch Seite oder User eine Träne vergießt, weil man nicht in der Google+ Suggested User List (SUL) aufgenommen wird. Zur Erklärung: Diese Liste wird neuen Nutzern bei der Google+ Anmeldung vorgeschlagen. Die Personen und Seiten erhalten dadurch – nach eigenen Recherchen – alleine in Deutschland rund 3.000 neue Follower pro Monat dazu, ohne selbst groß etwas dafür tun zu müssen.
Das Problem dabei ist, dass dir nun wildfremde Menschen wahllos folgen, ohne sich mit dir wirklich auseinander gesetzt zu haben. So kann es passieren, dass die Anzahl deiner Follower unermüdlich steigt, dadurch aber auch die Masse derer zunimmt, die sich überhaupt nicht für deine Beiträge interessieren. Das ist wie ein Konzert, bei dem du gar nicht weißt, welche Band gleich auf die Bühne kommt. So ein Mist aber auch!
Organische Follower, als Menschen, die auf dem „natürlichen“ Weg auf dich aufmerksam geworden sind und deine Inhalte mögen, sind deshalb viel wichtiger. Deshalb bringt es auch nichts, wenn du dir 100.000 Follower aus Vietnam kaufst. Oder wahllos tausende Nutzer auf Google+ einkreist in der Hoffnung, sie würden es im Gegenzug auch tun. Das müssen vor allem noch die Unternehmen lernen. Der Kontext ist in diesem Fall extrem wichtig – halt dir das immer vor Augen!
Bleib dir selber treu
Mein Rat an dieser Stelle lautet: Bleib dir selber treu und schiele nicht auf die anderen. Erstelle großartige Inhalte und freue dich über jeden Einzelnen, der sie und dich zu schätzen weiß. Das ist viel mehr wert, als 5.000.000 Follower.
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2 Comments on “Das Lady Gaga Dilemma: Warum mehr Google+ Follower nicht automatisch für mehr Interaktionen sorgen”
Ein spannendes Phänomen. Instinktiv wäre ich davon ausgegangen, dass Musikgeschmack eher eine kommunikative Tendenz zwischen den Nutzern erzeugt, als beispielsweise eine gemeinsame Lieblingssuppe. Aber man lernt nicht aus. Vielleicht wirkt auch die hohe Anzahl von Followern abschreckend auf die Kommunikationsneigung.
Hey Philipp, ich danke Dir sehr für Deinen spannenden Artikel.
Wir haben mittlerweile +11.000 Follower und knapp 5.000.000 views, diese Rate gefällt uns sehr gut.
Auch wenn unsere Follower Rate langsam steigt, tut sie es dennoch kontinuierlich.
Beste Grüße aus dem Atelier,
Sascha Hojzakowa | Jack the Flipper