Deutschland ist immer noch eine langweilige Social Media Wüste

Philipp SteuerBlog, Social Media8 Comments

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Es ist etwas faul im Hinterwäldler-Social-Media-Land Deutschland. Eine Sache, die mich schon lange stört und aktuell dazu führt, dass ich unentwegt meinen Kopf auf den Tisch hauen möchte. Warum zum Teufel sind wir in Sachen Offenheit gegenüber neuen Social Networks hierzulande immer noch so verklemmt?

Ich habe bereits vor 2 Jahren in diesem Artikel vorgeschlagen, dieses Fleckchen Erde einfach in Neophobikerland umzubenennen. Abgeleitet vom lateinischem Wort Neophobia, wird die Angst vor etwas Neuem, unbekannten Situationen, neuartigen Dingen oder fremden Personen bezeichnet.

Angst statt Entwicklung

2 Jahre sind seit meinem Artikel ins Land gezogen. Und ich kann immer noch kaum eine Entwicklung vorstellen. Ja, wir haben mittlerweile alle einen Facebook Account. Instagram ist auch ganz nett. Auf YouTube gucken wir gerne diese „YouTube“-Stars an und fragen uns kopfschüttelnd, warum genau so viele Millionen Menschen den herumhampelnden Protagonisten zuschauen und dabei mindestens vier Videoschnitte pro Sekunde ertragen. Mutige von uns sind sogar auf Twitter unterwegs, aber auch nur die, die wirklich richtig harte Typen sind.

Trauriger Spaß beiseite: Wir sind extreme Muffel, was das Ausprobieren neuer sozialer Netzwerke angeht. Wir geben vielen nicht mal die Chance, uns zu überzeugen. Ganz nach dem Motto: „Versteh ich nicht, was soll ich da?“.

Während ich diese Haltung bei der älteren Generation verstehen kann, finde ich sie bei allen anderen inakzeptabel. Vor allem bei Personen, die selbst ihr Geld durch das Web verdienen.

Kenn ich nicht, will ich nicht

Ich erlebe dies aktuell wieder am eigenen Leib. Wer meine letzten Artikel verfolgt hat, der weiß, dass ich ziemlich begeistert von Snapchat und dessen Möglichkeiten bin. Die App ist in Amerika ein Aufmerksamkeitsmonster und extrem beliebt. Kein Wunder, dass Mark Zuckerberg den Laden kaufen wollte. Überraschend, dass CEO Evan Spiegel die Milliardenofferte ablehnte. Der Mann hat Eier.

Hier in Deutschland nutzen auch immer mehr Menschen Snapchat, vor allem die Jüngeren unter uns. Weil die keine Berührungsängste habe. YouTube-Sternchen wie BibisBeautyPalace erhalten pro Snap 300.000 Aufrufe. Das ist zumindest schon mal eine Grundrelevanz, die man nicht unter den Tisch reden kann.

Und dennoch erhalte ich nach wie vor von allen Seiten Aussagen wie „Das lohnt sich noch nicht“ oder „Was soll ich da? Ich verstehe die App nicht!“. Darum geht es doch überhaupt nicht. Mit dieser Haltung schadet man sich in meinen Augen einfach nur.

Warum lässt man die Negativität nicht weg und probiert die App aus? Letztendlich ist es doch egal, ob Snapchat in Deutschland erfolgreich wird. Die App begeistert bereits Millionen von Menschen. Ich für meinen Teil versuche zu verstehen, warum. Das wiederum kann ich nur, wenn ich mich aktiv mit Snapchat beschäftigte. Aktuell teile ich dort mein halbes Leben. Ich versuche mich an witzig bearbeiteten Fotos und Backstage Videos. Ich stelle Fragen in die Runde und bitte meine Zuschauer, diese per Snap zu beantworten. Und sie machen es.

Gleiches gilt für Vine. In Amerika ebenfalls super beliebt. In Deutschland ziehen sich bei den meisten die Augenbrauen hoch, wenn man nur den Namen nennt. „Das ist doch diese 6 Sekunden Video App, was soll die mir bitte bringen?“, habe ich schon oft genug gehört. Ich selbst habe die kreative Macht der Plattform erst verstanden, nachdem ich selbst eine Vine-Geschichte gefilmt, geschnitten und veröffentlich habe. Über 7.700 Mal wurde mein 6 Sekünder innerhalb von 24 Stunden abgespielt. Auch hier ist eine Relevanz unverkennbar.

Es geht um Aufmerksamkeit

Doch, was ist eigentlich relevant? In meinen Augen ist es die Aufmerksamkeit, die man bekommt. Ich bin ein großer Fan von diesem Prinzip und damit die letzten Jahre sehr gut gefahren. Ich erinnere mich dabei gerne an die Zeit von Google+, als ich dafür ausgelacht wurde, dort so aktiv zu sein. Aber wisst ihr was? Es hat sich für mich gelohnt. Durch meine hohe Aktivität auf Google+ hat mir das Netzwerk nicht nur dabei geholfen, mein erstes Buch innerhalb von 72 Stunden per Crowdfunding zu realisieren, sondern auch einen Job bei Google zu ergattern. Wieso? Weil ich die Aufmerksamkeit von tausenden Menschen mit meinen Inhalten gewonnen habe.

Gleiches gilt für YouTube. Für viele ein Kinderspielplatz, für mich mittlerweile ein wichtiger Bestandteil meiner Social Media Aktivitäten. Mit insgesamt 128.000 Abonnenten und 8.4 Millionen Views in 2 Jahren hat sich auch dieses Engagement für mich gelohnt, weil ich darüber wieder eine neue Zielgruppe auf mich aufmerksam machen konnte.

Und genau, weil ich diesen Kreislauf schon selbst durchlebt habe, weiß ich, dass es letztendlich scheiß egal ist, welchen Namen das Netzwerk trägt oder wie viele Nutzer nun offiziell die Plattform nutzen. Viel wichtiger ist es, ob und wie viel Aufmerksamkeit man sich dort erarbeiten kann.

Seid mutig. Seid offen!

Wir können nicht über unsere Regierung schimpfen, wie schlecht wir hier in Deutschland in Sachen Internet aufgestellt sind, wenn wir selbst den Netzwerknazi spielen, der sich im weißen Unterhemd aus dem Fenster lehnt, genüsslich in die Fleischwurst beißt und dabei alles Neue als Spielerei oder gar Hexerei abtut.

Ich würde mir wünschen, dass wir alle ein bisschen experimentierfreudiger wären. Und damit meine ich nicht, ein Video von Joko und Klaas auf Facebook zu teilen. Seid offen. Gebt neuen Dingen eine Chance. Es lohnt sich!

P.S. Schon von Meerkat, Periscope und Beme gehört?

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Über den Autor

Philipp Steuer

Hey, ich heiße Philipp und Ich helfe Menschen und Firmen wie Red Bull, Disney oder McDonald’s neue digitale Trends und Innovationen zu verstehen und sie richtig für sich einzusetzen. Beruflich segele ich unter der Flagge des Kommunikations-Startups hypr aus Berlin. Buch mich für einen Vortrag, einen Workshop oder eine Beratung. Erfahre hier mehr über mich oder besuch mich auf Twitter I Youtube oder Facebook+.

8 Comments on “Deutschland ist immer noch eine langweilige Social Media Wüste”

  1. Hallo Philipp,
    es stimmt alles was Du schreibst. Ich würde sogar soweit gehen und sagen das Twitter zwar akzeptiert und oft genannt wird, aber so richtig nutzen … eigentlich „nur“ die die sich eh mit neue Medien wirklich beschäftigen. Und was ist mit tumblr oder hier disqus? In Deutschland geht da doch fast nichts. Schade eigentlich.

  2. Leider ist der Tweet samt Artikel zu sehr aus der Ego-Perspektive geschrieben. Motzige Überschrift erhöht Aufmerksamkeit? Ohne relevante Inhalte einfach ein „Vergesser“. Mit Draufhauen hat noch nie jemand die Gegenseite und/oder Zögerlichen überzeugt. Wie wär’s mit Vorteilen/Nutzen? Was ist mit gehaltvoller Marktanalyse? Perspektivwechsel Person zu Unternehmen? Nur Krach schreckt mich z.B. eher ab….

  3. Also ich finds jetz schon ziemlich kacke wenn jemand was tweetet mitner Verlinkung zu Instagram.
    Warum kann man das nich gleich aif Twitter hochlanden also das Bild?

  4. Warte mal, ist der Artikel nun an Unternehmen gerichtet oder an Privatmenschen?

    Privatmenschen: Leg dir doch spaßeshalber mal einen neuen Twitter/Instagram/Snapchat-Account an. Du darfst deine jetzigen Follower nicht darauf aufmerksam machen. Ganz schön einsam in den meisten sozialen Netzwerken oder?

    Ich bin nun seit einem Jahr auf Twitter, habe ca. 100 Tweets und pendle zwischen „hey, ich hab heute Twitter verstanden“ und „hey verdammt, Twitter ist echt kacke langweilig, weil ich euch gar nix zu sagen habe und kein Bock habe, morgens ein Foto meines Müslis zu posten“.

    Unternehmen: Was sollen die meisten Unternehmen auf Twitter, wenn dort nicht ihre Zielgruppe ist? Und die ist nicht dort, weil den meisten Privatmenschen nicht klar ist, was sie auf den ganzen sozialen Netzwerken sollen – außer auf Facebook.

    1. @philippsteuer:disqus: Dein mangelndes Engagement hier in den Kommentaren zeigt eigentlich sehr deutlich, was das Problem von Social Media in Deutschland ist. Es kommt halt nix zurück, wenn man sich als Privatmensch engagiert. Die logische Konsequenz: An Social Media ist nichts sozial, wenn man gerade erst damit anfängt.

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