Asoziale Netzwerke: So gehst du richtig mit Fremdenhass auf Facebook, Twitter & Co. um

Philipp SteuerBlog, Social Media2 Comments

hatespeech

Hass. Eine der wohl schlimmsten Emotionen, die ein Mensch empfinden kann, vor allem wenn die Opfer dabei Menschen sind, denen es um ein Vielfaches schlechter geht als uns. Die aktuelle Welle an Flüchtenden, die aus traurigen Gründen ihre Heimat verlassen müssen und nach Europa strömen, hat eine neue Flut des Hasses entfacht, der vor allem in den (a)sozialen Netzwerken immer stärker und deutlicher wird.

Doch wie reagiert man am besten auf hasserfüllte und menschenverachtende Textbeiträge, Bilder und Videos? Dieser Leitfaden soll dabei helfen, den Hass sinnvoll zu bekämpfen und die Netzwerke wieder zu dem zu machen, was sie mal waren: Sozial.

Was für Hass gibt es?

Der Hass online — auch Hassrede genannt — hat verschiedene Stufen, die die Amadeu Antonio Stiftung in ihrem Hatespeech-PDF wie folgt differenziert:

Direkte Hassrede, die zu Taten aufruft

Hier geht es um gefährliche, konkrete politische Hetze, die zu direkten Taten aufruft. Eine Debatte ist kaum möglich, da der Hetzende sehr festgefahren in seiner Meinung scheint.

Beispiele: Ausländer raus! // Flüchtlingsheime anzünden!

Indirekte Hassrede

Auf den ersten Blick handelt es sich hierbei nicht um die gefährliche, konkrete Hetze. Denkt man jedoch die Aussagen zu enden, landet man bei ähnlichen “Lösungen”, wie beim direkten Hass.

Beispiele: Israel sollte ausgeschaltet werden! // Asylrecht abschaffen!

Stammtisch-Parolen

Solche Aussagen basieren meist auf falschem Wissen und können mit ein wenig Aufklärung direkt außer Kraft gesetzt werden.

Beispiel: Die Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg!

Wie antworte ich auf Hass?

Ignorieren & Melden

Vorteil: Der Störer bekommt nicht die Aufmerksamkeit, die er will. Im Idealfall wird der Beitrag / das Profil gelöscht, der Hass verschwindet.

Nachteil: Wird der Beitrag / das Profil nicht umgehend gelöscht, bleibt der Hass bestehen und kann im schlimmsten Fall andere dazu motivieren, Gleiches zu tun.

Diskutieren

Vorteil: Stammtischparolen können mit entscheidendem Wissen und Gegenargumenten neutralisiert und der Störer zum Nachdenken gebracht werden.

Nachteil: Kostet Nerven und ist sehr aufwendig, vor allem wenn die Diskussionen — wie in den meisten Fällen — lange dauern. 

Ironisieren

Vorteil: Man kontert die Aussagen des Störers mit Humor und lässt seine Argumente im Idealfall absurd und lächerlich wirken.

Nachteil: Die Diskussion wird dadurch nicht gefördert und kann dazu führer, dass der Störer noch aggressiver wird. 

Persönliche Einschätzung

Ich selbst habe schon den ein oder anderen sinnlosen Kampf gegen fragwürdige Meinungen und Weltansichten geführt, in dem ich mir die Zeit nahm, gegen die jeweiligen Störer zu argumentieren. Meist sind diese jedoch zu festgefahren, dass sie sich nicht vom Gegenteil überzeugen lassen werden, egal wie viele Beweise man ihnen liefert.

Egal, ob man nun ignoriert, diskutiert oder ironisiert: melden sollte man die Personen und deren Inhalte immer.

Leseempfehlung:

Wie du “richtig” auf Rassismus und Hetze reagierst, fasst die Bundeszentrale für politische Bildung in diesem PDF sehr gut zusammen.

So meldest du Hass richtig I Online

Alle sozialen Netzwerke bieten die Möglichkeit, Seiten, Personen und Beiträge zu melden. Dabei gilt: je konkreter desto besser.

Facebook

Facebook Deutschland empfiehlt: Je konkreter die Melding, desto besser. Melde deshalb im Idealfall eher ein konkretes Foto oder einen einzelnen Beitrag, nicht gleich die ganze Page oder die gesamte Gruppe. Das führt im Regelfall zu einer schnelleren Bearbeitung und hat bessere Erfolgsquoten.

Das ist nachvollziehbar. Für einen ganzen Account oder eine Seite müssen sämtliche Beiträge überprüft werden. Dieser Prozess kann dementsprechend lange dauern. Werden jedoch zahlreiche Beiträge einer Person / Seite / Gruppe gemeldet und gelöscht, führt dies im System schneller zu einer Komplettlöschung.

Wichtige Links:

Meldung von Inhalten
Etwas melden

Und ja, Facebook steht aktuell in der Kritik, weil hasserfüllte Kommentare nicht gelöscht werden, da sie angeblich nicht gegen die Community-Richtlinien verstoßen würden. Doch die Fehler gab man jetzt offen zu und man gelobt Besserung. Hoffen wir es!

Twitter

Auch hier lautet die Devise: Sei konkret und mach des den Sachbearbeitern auf der anderen Seiten so einfach wie möglich.

Wichtige Links:

So meldest Du einen Verstoß
Tweet oder eine Direktnachricht als Verstoß melden

Instagram

Da Instagram zu Facebook, gehört, gelten hier die gleichen Anweisungen. Hier kommen ebenfalls Meldungen von Bildern, als auch Profile sowie hasserfüllte oder diskriminierende Kommentar in Frage.

Wichtige Links:

Inhalte melden

YouTube

Natürlich gibt es auch auf YouTube Videos mit hasserfüllten Botschaften, die man unbedingt melden sollte. Die dazugehörige Hilfeseite ist zwar auf englisch, aufgrund der Bebilderung aber sehr einfach zu verstehen.

Wichtige Links:

Inhalte melden / Flagging content

Personen / Seiten anzeigen

Hetze gegen Flüchtlinge im Internet ist zum Glück kein Kavaliersdelikt und je nach Aussage macht sich der Verfasser strafbar. Zuletzt verurteilte das Berliner Amtsgericht einen Mann zu einer Geldstrafe von 4.800 Euro. 

Damit die Polizei jedoch überhaupt erst ermitteln kann, müssen die jeweiligen Personen angezeigt werden.

Was ist strafbar? Grob zusammengefasst alle verfassungsfeindlichen Symbole oder Parolen sowie Volksverhetzung. Letzteres war der Strafbestand des oben erwähnten, verurteilten Mannes, der im Dezember 2014 mehrmals bei Facebook zu Hass und Gewalt gegen ethnische Minderheiten aufgerufen hatte.

Polizeiliche Anzeigen lassen sich sowohl offline als auch oftmals unkompliziert online bei der Polizei des Wohnbundeslandes stellen. Wichtig: Die Polizei möchte “Anzeigen-Lawinen” vermeiden, da diese nur für einen erhöhten Ermittlungsaufwand sorgen. Somit reicht eine Anzeige gegen eine Person / Seite. Die Kontaktdaten aller Länder-Polizei-Behörden und Internetwachen findest du hier: www.polizei.de.

Auf netz-gegen-nazis.de gibts zu dieser Thematik weitere Informationen.

Hass keine Basis bieten & aktiv helfen

Wie ich eingangs schon erwähnte, ist es wichtig zu handeln und entsprechende Personen und Inhalte zu melden. Fragt in diesen Fällen Bekannte und Freunde, ob sie ebenfalls eine Meldung an das jeweilige Netzwerk schicken. Ab einer relevanten Masse wird es umso wahrscheinlicher, dass die Person / Seite geblockt wird.

Ich hoffe, dieser Leitfaden hilft dabei, Hass aktiv im Netz zu bekämpfen. Selbst wenn dadurch nur ein hasserfüllter Beitrag gelöscht wird, so hat diese Aktion das Web doch wieder ein Stückchen sozialer gemacht. 

Hinweis: Das Löschen von Hass online macht die Welt offline nicht direkt besser. Es ist ein erster Schritt, aber sofern du die Möglichkeiten hast, sei auch hinter dem Bildschirm laut und bekämpfe falsche Ideologien mit Argumenten.

Über den Autor

Philipp Steuer

Hey, ich heiße Philipp und Ich helfe Menschen und Firmen wie Red Bull, Disney oder McDonald’s neue digitale Trends und Innovationen zu verstehen und sie richtig für sich einzusetzen. Beruflich segele ich unter der Flagge des Kommunikations-Startups hypr aus Berlin. Buch mich für einen Vortrag, einen Workshop oder eine Beratung. Erfahre hier mehr über mich oder besuch mich auf Twitter I Youtube oder Facebook+.

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